Anfang Mai bin ich Mama geworden – und ich bin selbstständig.
Als ich schwanger geworden bin und auch schon davor war eine der größten Fragen in meinem Kopf, wie ich Elternzeit (gibt’s ja für Selbstständige nicht in dem Sinne, ich nenn es daher eher Babypause) und Business unter einen Hut bringe.
In diesem Artikel hab ich einfach mal runtergeschrieben, wie ich bzw. wir als Familie das ganze Thema gelöst haben. Einen Teil hab ich im April vor der Geburt geschrieben, das „Fazit“ dann einige Monate danach.
Wichtig: Ich will hier keine Empfehlungen oder Tipps (und schon gar keine Beratung) geben, sondern vor allem meine persönlichen Erfahrungen teilen. Sowas hat mir nämlich gefehlt – einfach mal zu hören: Wie machen andere das?
Klar ist aber, jede Selbstständige, jedes Business, jedes Kind und jede Familie ist unterschiedlich. Du weißt selbst am besten, was für dich gut passt!
Die Ausgangssituation: So sieht mein Business aus
Lass mich der ganzen Sache erstmal etwas Kontext geben – wie sieht mein Business überhaupt aus und wie verdien ich mein Geld? Ich denk das ist wichtig, um manche Entscheidungen besser nachvollziehen zu können.
Ich bin ganz klassisch soloselbstständig. Heißt: Ich hab keine Angestellten, kein Team, keine Assistenz, nix – hier und da such ich mir projektbasiert mal Unterstützung, aber grundsätzlich arbeite ich alleine.
Das bedeutet: Wenn ich nicht selber arbeite, passiert auch erstmal nix.
Jetzt kommt aber ein entscheidender Punkt: Nur, weil ich nicht gerade aktiv am Laptop sitze und arbeite, heißt das nicht, dass kein Umsatz reinkommt. Ich mache mittlerweile so gut wie gar keine Zeit-gegen-Geld-Sachen mehr, sondern hab mein Einkommen praktisch von meiner Arbeitszeit losgelöst.
Mein Umsatz kommt hauptsächlich durch
- meine Kurse bei Udemy
- Affiliate Marketing
- YouTube-Werbeeinnahmen
- Vermittlung von Aufträgen an andere
All das läuft erstmal weiter, auch wenn ich nicht aktiv arbeite – vermutlich nicht unbegrenzt und für immer, aber nur weil ich mal einen Monat nicht am Laptop bin, werden meine Kurse trotzdem weiterhin gekauft und meine YouTube-Videos angeschaut.
Mein Video-Setup im Arbeitszimmer – wollte ich extra noch vor der Babypause fertig einrichten.
2022 und 2023 war ich z.B. jeweils vier Wochen am Stück reisen, ganz ohne Laptop – anhand meines Umsatzes hätte das niemand gemerkt.
Unabhängig vom Kinderwunsch/Familienthema hab ich tatsächlich genau auf diese Situation hingearbeitet, seit ich mein Business 2017 gestartet hab. Damals hatte ich das Thema Kinder kriegen noch null auf dem Schirm, ich wusste einfach, ich will so flexibel und zeitunabhängig wie möglich mein Geld verdienen.
Es hat einige Jahre gedauert, bis das wirklich so aussah; davon hab ich jetzt aber profitiert, und das war natürlich schon mal eine gute Grundvoraussetzung, um einige Monate in Elternzeit/Babypause zu gehen.
Ich wusste: Wenn ich das ganze gut vorbereite (dazu gleich mehr), wird mein Business daran nicht zugrunde gehen. :)
Wie wir uns die Elternzeit aufgeteilt haben
Schon bevor ich überhaupt schwanger war, hat mein Mann klar gesagt, dass er ein Jahr Elternzeit machen möchte (er arbeitet im öffentlichen Dienst). Wäre das für ihn keine Option gewesen, weiß ich tatsächlich nicht, ob wir uns für ein Kind entschieden hätten – für mich kam das nämlich nicht in Frage.
Zum einen, weil ein ganzes Jahr Pause vermutlich schon dafür gesorgt hätte, dass das Business eben nicht „einfach so“ weiterläuft.
Zum anderen – und das ist noch viel wichtiger – arbeite ich auch einfach verdammt gerne.
Ich ziehe aus meiner Arbeit wahnsinnig viel Energie und Inspiration. Es macht mir einfach Spaß, Content zu kreieren, Kurse zu produzieren, hier und da mal ein cooles Projekt für und mit anderen umzusetzen – ich kann mir einfach nicht vorstellen, das so lange nicht zu machen.
Trotzdem war für mich klar, dass ich unmittelbar nach der Geburt schon auch erstmal auf die neue Situation klarkommen will 😄
Deswegen hatte ich erstmal 3 Monate Pause angepeilt und wollte danach spontan gucken, wann genau und in welchem Umfang ich wieder starte – da bin ich ja zum Glück sehr flexibel.
Mein Mann hat ab dem 3. Lebensmonat ein Jahr Elternzeit beantragt, war aber die Zeit vorher durch jede Menge Resturlaub und Überstunden auch schon zuhause. Wir wussten also: Die ersten Monate können wir uns erstmal ganz entspannt als Familie finden!
Vor der Familienzeit gab’s erstmal noch Paarzeit in Holland.
So hab ich mich auf die Auszeit vorbereitet
Da der Geburtstermin unseres Kindes für Anfang Mai ausgerechnet war, hatte ich mir überlegt, bis Ende März alles Wichtige vorzubereiten – sodass ich im April im besten Fall nicht mehr arbeiten muss (weiß man ja nicht so genau, wie’s einem am Ende einer Schwangerschaft geht).
Eins schon mal vorab: Bis Ende März alles Geplante fertigzuhaben, hat geklappt! Trotzdem saß ich im April immer mal wieder ein paar Stunden am Laptop und hab gearbeitet, einfach weil ich Lust drauf (und sonst nichts zu tun) hatte.
In dieser Zeit hab ich sogar noch ein neues Projekt ins Leben gerufen, System & Flow.
Aber von vorne: Anfang Januar wusste ich also, dass ich noch drei Monate Zeit hab, um 3-4 Monate Pause vorzubereiten. Also hab ich erstmal überlegt, was genau „vorbereiten“ eigentlich heißt.
In meinem Fall bedeutete das:
- YouTube-Videos für die Zeit produzieren und einplanen
- Newsletter vorschreiben und ebenfalls einplanen
- Promo-Kampagnen für Udemy vorschreiben (kann man leider bei Udemy nicht vorab terminieren)
Was die Videos angeht, wollte ich meinen Rhythmus von drei pro Monat gerne beibehalten. Der Toolkiste-Newsletter geht normalerweise wöchentlich raus und so wollte ich das ursprünglich auch einplanen; davon bin ich dann aber irgendwann doch abgewichen und am Ende bei zwei pro Monat rausgekommen.
(Es ist mir nämlich gar nicht so leicht gefallen, die Newsletter-Inhalte schon so weit im Voraus zu erstellen, weil ich mich ja häufig doch auf aktuelle Inhalte oder Geschehnisse oder Aktionen oder sonst was beziehe. Ich glaub aber, ich hab’s am Ende ganz gut hingekriegt.)
Als ich dann wusste, was ich vorbereiten will, hab ich all das konkret in Notion als Aufgaben angelegt, terminiert und eingeplant – und dann wirklich einfach abgearbeitet!
Es hat tatsächlich alles so gut hingehauen, dass ich im Februar sogar spontan noch einen neuen Udemy-Kurs erstellen konnte, der eigentlich nicht eingeplant war.
Und dann war es eben so, dass Ende März alles vorbereitet und eingeplant war, was ich mir vorgenommen hatte. :) Damit konnte ich zu Anfang April ganz entspannt in meinen selbst auferlegten „Mutterschutz“ gehen.
Warum mir die Vorbereitung so wichtig war und was ich daraus gelernt hab
Nach über 7 Jahren Selbstständigkeit und Online-Business weiß ich mittlerweile einfach gut, wie ich arbeitsmäßig ticke und was mir wichtig ist. Und regelmäßiger neuer Content ist da ganz oben mit dabei.
Es wäre mit Sicherheit kein Weltuntergang gewesen, wenn der YouTube-Kanal für einige Monate pausiert hätte – meine alten Videos werden ja auch immer noch geklickt, weil sie hauptsächlich über die Suche gefunden werden.
Aber kontinuierlich guten Content zu veröffentlichen ist mir nun mal wichtig (gehört zu meinen Business-Grundsätzen) und ich weiß, dass sich das lohnt.
Um also mit einem guten Gefühl in die Pause starten zu können, wusste ich: Ich brauch diese Gewissheit, dass das weiterläuft!
Aus diesem ersten Quartal des Jahres konnte ich aber auch so noch einiges für mich mitnehmen, ganz besonders die folgenden zwei Erkenntnisse:
- Wenn ich gut plane, kann ich richtig produktiv arbeiten. Das klingt jetzt erstmal offensichtlich, aber zu wissen, dass ich eben alles gut geplant hab und „nur“ abarbeiten muss, hat mir total geholfen. Ich wusste jede Woche genau, was ansteht – das hat mir dann umso mehr Freiraum gegeben, dass ich die restliche Zeit eben auch gut nutzen konnte (unter anderem für den neuen Kurs).
- Die Aussicht auf eine längere arbeitsfreie Zeit macht mich nochmal extra produktiv. Das hatte ich auch die letzten Jahre schon gemerkt, als ich jeweils meinen Urlaub vorbereitet hab – da wusste ich ja auch, ich werde einige Wochen nicht am Laptop sein, und diese Deadline hat mir extrem geholfen.
Letzteres hat mich sogar auf die Idee gebracht, ob ich dieses System in Zukunft nicht beibehalte, ganz unabhängig von Elternzeit, Urlaub und so weiter.
Warum z.B. nicht zweimal pro Jahr einen Monat ohne operative Arbeit einplanen?
Den Monat kann ich nutzen für viel Zeit mit meinem Kind, für Weiterbildung, für neue Projekte, für Urlaub, für was auch immer. Ich kann mir immer mehr vorstellen, dass das ein Modell für mich sein könnte und das war eine sehr spannende Erkenntnis aus dieser Vorbereitungszeit!
Den Artikel bis hierher hab ich Mitte April geschrieben. Alles, was jetzt kommt, schreib ich Mitte September, also nach meiner Babypause:
So lief meine Elternzeit und der Wiedereinstieg danach (Spoiler: Nicht so wie gedacht)
Sagen wir mal so – es kam alles etwas anders als geplant. Klar, die ersten Wochen mit Baby lag der Fokus auch wirklich auf dem Baby und all dem, was mit einer Geburt eben so einhergeht, aber dann hat sich recht schnell herausgestellt:
Wir haben ein sogenanntes ✨Anfängerbaby✨ und auch, wenn sich vieles erst finden musste und wir von vielen Dingen überhaupt keine Ahnung hatten, lief es alles in allem doch echt gut.
Und ich hab so ungefähr in Woche 5 nach der Geburt festgestellt: Ich bin irgendwie ziemlich unausgeglichen.
Ich konnte das alles nicht so richtig greifen und zuordnen, bis mein Mann mich, nachdem wir uns mal wieder völlig grundlos angezickt haben, angeguckt und sehr wissend gefragt hat: „Willst du nicht einfach mal wieder ne Stunde an den Laptop?“
Als er den Satz zuende gesprochen hat, wusste ich, er hat voll ins Schwarze getroffen. Mir fehlt meine Arbeit.
Sehr lange hab ich überlegt, ob ich das hier wirklich teilen und den Artikel beenden und veröffentlichen soll – weil ich durchaus die Sorge hab, dafür verurteilt zu werden.
Ich hatte in dem Moment natürlich auch erstmal die übelsten Schuldgefühle meinem Baby gegenüber. Bin ich nicht die schlechteste Mutter aller Zeiten, wenn ich so kurz nach der Geburt schon wieder arbeite?
Einige Gespräche mit meinem Mann und meiner Hebamme später war ich dann doch auch überzeugt, dass es mich (Überraschung) nicht zu einer schlechten Mama macht, wenn ich mir auch Zeit nehme für Sachen, die mir guttun. Ich bin eben nicht nur Mama, ich bin auch Selbstständige/Unternehmerin, und zwar aus vollem Herzen.
Zeit für was anderes
Jetzt hab ich mich aber nicht 5 Wochen nach der Geburt schon wieder voll in meinen Arbeitsalltag geschmissen, sondern ganz langsam gestartet. Da ja alles bestens vorgeplant war, hatte ich überhaupt keinen Druck, irgendwas machen zu müssen.
Stattdessen hatte ich einfach mal Zeit für was anderes – für Sachen, die sonst immer hinten anstehen mussten. Zum Beispiel meine Notion-Zertifizierung! Das war das erste Projekt, dem ich mich (erfolgreich) gewidmet hab.
Und es hat so verdammt gut getan, mich ein bis zwei Stunden pro Tag (verteilt, nicht am Stück) mit was anderem zu beschäftigen!
Die Laptop-Zeiten konnte ich dann Woche für Woche steigern und war dann ungefähr Mitte Juli bei dem Workload, den ich eigentlich erst für September geplant hatte. Aber es hat sich wirklich gelohnt, diese „zusätzliche“ Zeit zu haben: Neben der Notion-Zertifizierung hab ich nämlich auch spontan zwei meiner Kurse komplett aktualisiert und neu aufgenommen.
Ein neuer Alltag
Ganz offiziell hab ich meine Babypause dann trotzdem erst ab dem 1. August für beendet erklärt (soll heißen: ich hab ab da die Abwesenheitsbenachrichtigung in meinen E-Mails rausgenommen). Das hat mir sehr viel Ruhe gegeben, dass ich nicht vorher schon irgendwas leisten muss, falls doch mal irgendwas sein sollte.
Jetzt, während ich das schreibe, ist der 15. September.
Wir haben uns als Familie in unserem neuen Alltag zu dritt sehr gut eingefunden und eingespielt. Es braucht mehr Kommunikation als jemals zuvor, damit alle drei happy sind, aber wir kriegen das immer besser hin.
Ich bin unendlich dankbar für unsere Situation und die Flexibilität, die mein Business mir (mittlerweile) ermöglicht. Ich kann arbeiten, wann es eben passt (teilweise auch morgens um 5, wenn Baby und Mann schlafen und ich hellwach bin), und kann Pausen machen, wenn ich es möchte oder das Baby mich gerade braucht.
Ich bin wahnsinnig gerne Mama, aber ich hab auch mein Business wahnsinnig gerne. Zu lernen, dass das so völlig okay ist, war auf jeden Fall einer der intensivsten inneren Prozesse der letzten Jahre und so ganz abgeschlossen ist er noch nicht.
Das sind also meine ganz persönlichen Erfahrungen mit Elternzeit (aka Babypause) als Selbstständige. Vermutlich das bisher persönlichste, was ich jemals ins Internet geschrieben hab – wenn du deine eigenen Erfahrungen auch gerne teilen möchtest oder Fragen zu meinem „Modell“ hast, schreib sie gern in die Kommentare!